Das Stethoskop zählt zu den wichtigsten Untersuchungsinstrumenten in der Medizin und wird von Ärzten und Krankenschwestern verwendet, um den Herzschlag, die Atmung und andere Körpergeräusche abzuhören. Aber wie macht ein Stethoskop innere Körpergeräusche für uns hörbar? Wie funktioniert ein Stethoskop und aus welchen Komponenten besteht es? In diesem Ratgeber erfahren Sie, wie ein Stethoskop aufgebaut ist und wie es genau funktioniert.

Grundlegender Stethoskop Aufbau – Die einzelnen Komponenten

Das Stethoskop besteht aus mehreren verschiedenen Komponenten, die für eine präzise Auskultation unerlässlich und für die Funktionsweise entscheidend sind. Dazu gehören unter anderem die Ohroliven, der Ohr- und Federbügel und das Bruststück. Alle einzelnen Elemente stehen in Verbindung zueinander. Funktioniert eines davon nicht ordnungsgemäß, ist eine zuverlässige und klare Auskultation nicht möglich.

Stethoskop Beschriftung
Die Ohroliven – Anatomisch geformt für hohen Tragekomfort und einen klaren Klang

Die Ohroliven gibt es je nach Stethoskop-Modell entweder zum Aufschrauben oder Aufstecken. Sie werden fest mit dem Ohrbügel verbunden. Sie sind dabei anatomisch geformt, damit sie sich optimal an den Gehörgang anpassen können, um eine perfekte Abdichtung zu gewährleisten. Dadurch werden Umgebungsgeräusche unterdrückt, sodass die Körpergeräusche während der Auskultation klar wahrgenommen werden können. In der Regel bestehen die Ohroliven aus weichem Gummi, PVC oder Silikon.

Mit Ein- oder Doppelschlauch

Das Stethoskop gibt mit verschiedenen Schlaucharten: Monoschlauch (Y-Form), Doppelschlauch und Dual-Lumen-Schlauch (V-Form). Sie können unter anderem aus u. a. Polyethylen oder Polyvinylchlorid gefertigt sein. Die gängige Länge des Schlauchs liegt zwischen 55 und 71 cm. Der Stethoskop-Schlauch ist fest mit dem Ohrbügel verbunden, um die abzuhörenden Körpergeräusche störungsfrei an die Ohroliven weiterzuleiten.

Im Vergleich zu Stethoskopen mit Doppelschlauch ist der Monoschlauch leichter und daher oft einfacher zu handhaben. Das Doppelschlauch-Stethoskop wird häufig in der Kardiologie eingesetzt, da für jedes Ohr ein eigener Schlauch zur Verfügung steht und so eine bessere Akustik ermöglicht wird.

Beim Dual-Lumen-Schlauch werden die Ohren von unterschiedlichen Kanälen beschallt, die jedoch in einem Schlauch vereint sind. Dies hat den Vorteil, dass Reibegeräusche vermieden werden, die bei Doppelschläuchen auftreten können.

Das Bruststück – Mit Membran oder mit zusätzlichem Trichter

Das aus Edelstahl gefertigte Bruststück des Stethoskops ist das Kernstück und somit der wichtigste Teil des Instruments. Es gibt zwei Arten von Kopfstücken, den Flachkopf und den Doppelkopf. Je größer und schwerer das Bruststück ist, desto ruhiger bleibt es beim Abhören auf der Haut liegen aufgrund seiner höheren Trägheit. Flachkopf-Stethoskope sind die klassischste Variante, ausgestattet mit einer Membran auf der einen und einem ergonomisch geformten Griff auf der anderen Seite.

Doppelkopf-Stethoskope ermöglichen eine beidseitige Nutzung. Sie verfügen ebenfalls über eine Membran zum Abhören hoher Frequenzen und einem Trichter für niedrige Frequenzen. Diese werden vor allem in der Kardiologie bevorzugt. Einige Bruststücke verfügen auch über die Dual-Frequency-Technologie, um verschiedene Frequenzbereiche leichter abzuhören. Dabei werden durch Druck auf das Bruststück verschiedene Frequenzen hörbar gemacht; geringer Druck hebt tiefe Töne hervor, hoher Druck, hohe Töne.

Die Ohrbügel

Die Ohrbügel des Stethoskops sind ein wichtiger Bestandteil, um den Ton vom Bruststück über den Schlauch zu den Ohroliven weiterzuleiten. Sie dienen als Verbindungselement und werden mithilfe eines Federbügel an der Basis zusammengedrückt, um eine optimale Passform in den Gehörgängen zu gewährleisten oder die Bügel des Stethoskops um den Hals zu legen. Jedoch verfügen nicht alle Stethoskope über solch einen Federbügel.

Können einzelnen Elemente des Stethoskops ausgetauscht und ersetzt werden?

Ja, es ist möglich, einzelne Elemente des Stethoskops auszutauschen und zu ersetzen. Das Bruststück, der Schlauch oder die Ohroliven können separat nachgekauft und ausgetauscht werden. Wenn beispielsweise der Schlauch beschädigt ist und Risse aufweist, kann dieser durch einen neuen ersetzt werden. Auch das Kopfstück bzw. einzelne Elemente wie die Membran, der Trichterring oder der Kälteschutzring lassen sich bei Bedarf austauschen.

Vom Herzschlag bis zum Atemzug – Wie funktioniert ein Stethoskop?

Die Funktionsweise eines Stethoskops basiert auf akustischen Prinzipien. Körpergeräusche wie der Herzschlag, die Atmung oder Verdauungsgeräusche werden mithilfe des Bruststückes in Schwingung versetzt und so im Ohr hörbar gemacht. Dies ist eine wichtige diagnostische Methode in der Medizin.

Schallübertragung und -verstärkung

Bei der Auskultation mit einem Stethoskop erfolgt die Schallübertragung durch die Umwandlung von Schallwellen in Vibrationen, die im menschlichen Körper erzeugt werden (z. B. Herztöne, Atmung), sodass sie als Geräusche hörbar gemacht werden. Das Bruststück des Stethoskops wird auf den Körper gelegt und überträgt die Schallwellen als Vibrationen auf eine Membran. Diese vibrierende Membran erzeugt wiederum Schallwellen, die durch den Stethoskop-Schlauch zum Ohr weitergeleitet werden.

Die Schallverstärkung

Die Membran des Bruststücks nimmt die Schallwellen auf, die durch die Körpervibrationen erzeugt werden und versetzt diese in Schwingung, wodurch weitere Schallwellen erzeugt, gesammelt und sogar verstärkt werden. Dies ist für die medizinische Diagnostik von Vorteil, da es dem Arzt ermöglicht, selbst feine Unterschiede in den Körpervibrationen wahrzunehmen, welche auf verschiedene Erkrankungen des Patienten hinweisen können, beispielsweise Herzrhythmusstörungen oder Verdauungsprobleme.

Worin unterscheiden sich ein akustisches und ein digitales Stethoskop im Aufbau und ihrer Funktionsweise?

Ein akustisches Stethoskop wandelt Schallwellen mittels der Membran in hörbare Töne um die der Arzt durch das Ohr hören kann. Ein digitales Stethoskop dagegen wandelt Schallwellen in elektronische Signale um und gibt sie über Kopfhörer oder Lautsprecher aus. Digitale Stethoskope verfügen meist über integrierte Verstärker, die Geräusche noch stärker darstellen können und über eine Noise Cancelling Technik, die störende Umgebungsgeräusche unterdrückt. Zudem bieten sie oft zusätzliche Funktionen wie die Möglichkeit, die Aufnahmen zu speichern oder Filtereinstellungen anzupassen

Auskultation: Körpergeräusche richtig interpretieren

Bei der Auskultation hört der Arzt unter anderem Herz-Herzlungengeräusche, aber auch Darm-/Bauchgeräusche oder Blutflussgeräusche ab. Durch die Auswertung dieser Töne können Rückschlüsse auf mögliche Erkrankungen gezogen werden. Eine gründliche Auskultation erfordert Erfahrung und hohe Konzentration des Arztes, um auch feine Nuancen in den Geräuschen wahrzunehmen und richtig zu interpretieren.

Übersichtstabelle – Körpergeräusche bei der Auskultation richtig deuten

Im Folgenden haben wir für Sie in einer Tabelle zusammengestellt, wie sich bei einem gesunden Patienten die einzelnen Körpergeräusche bei der Auskultation von Herz, Lunge, Bauch und Blutdruck anhören und wie Sie sie richtig interpretieren. Wie Sie das Stethoskop richtig anwenden und das Bruststück korrekt aufsetzen, um die Geräusche zu hören, erfahren Sie hier: „Stethoskop richtig verwenden“.

Auskultation Normale gesunde Geräusche und die Bedeutung
Herz
  • »Lapp-Geräusch« = systolisch, Mitral- und Trikuspidalklappe schließen sich
  • »Dapp-Geräusch« = diastolisch, Aorten- und Pulmonalklappe schließen sich
Andere Herzgeräusche Zum Abhören von möglichen Nebengeräuschen des Herzens kann die Stethoskop-Membran auf die Halsschlagader oder auf die Bauch-, Nieren-, Hüft- und Oberschenkelarterie gelegt werden:
  • Klare »Lapp/Dapp-Geräusche« = alles ist in Ordnung, Herzklappen sind intakt
Rauschen oder zischen kann darauf hindeuten, dass eine Arterie möglicherweise verengt ist, ist an der Schlagader stärker hörbar als am Herzen
Lunge Es gibt zwei Arten Atemgeräusche:
  • »Bronchialatmen« = hörbar über die zentralen Atemwege, lautes, mittel- bis hochfrequentes Geräusch
  • »Vesikuläratmen« = hörbar über das Lungengewebe, leise und tieffrequentes Geräusch
Bauch
  • »Grummeln und knurren« = in allen vier Sektoren des Bauchbereichs hörbar; Verdauungstrakt ist aktiv und inaktiv
Blutdruck
  • »Korotkoff-Geräusche« = niederfrequente Klopfgeräusche die den systolischen Blutdruck anzeigen
Membran und Trichter: Unterschiedliche Anwendungen und Klangerfassung

Bei einem Doppelkopf-Stethoskop besteht das Bruststück aus einer Membran und einem Trichter, die beide unterschiedlich angewendet werden. Die Membran wird bei der Auskultation verwendet, um hochfrequente Geräusche wie Herz- oder Lungengeräusche zu erfassen. Der kleinere Trichter wird eingesetzt, um besonders tieffrequente Geräusche wahrzunehmen. Die Schallwellen werden über die Membran erfasst, indem sie die Körpervibrationen aufnimmt und anfängt zu schwingen. Die gesammelten Schallwellen werden dann durch den Schlauch über die Ohrbügel bis in die Ohroliven direkt ins Ohr weitergeleitet und hörbar gemacht.

Schallisolierung: Reduzierung von Hintergrundgeräuschen

Eine effektive Schallisolierung ist wichtig, um Umgebungsgeräusche während der Auskultation beim Stethoskop zu reduzieren. Dafür müssen die Ohroliven das Ohr perfekt abdichten und der Schlauch des Stethoskops den Schall aus dem Bruststück ohne störende Nebengeräusche (wie versehentliche Berührung des Schlauchs durch Kittel oder Hand) zum Ohr weiterleiten können. Voraussetzung dafür ist, dass die Ohrstücke sicher im Gehörgang sitzen und der Schlauch keine Risse oder andere Beschädigungen aufweist.

Das Stethoskop: Einfach im Aufbau, unverzichtbar in der Diagnostik

Das akustische Stethoskop übt seit jeher eine Faszination aus, da es sowohl Ärzten als auch den Patienten ermöglicht, innere Körpergeräusche abzuhören. Aufgrund seiner einfachen Bau- und Funktionsweise ist es ein unverzichtbares Instrument in der Medizin. Es besteht aus verschiedenen Komponenten wie dem Bruststück, Schlauch, Ohrbügeln und Ohroliven, die alle miteinander verbunden sind. Sie dienen dazu, die von der Membran aufgenommenen Schallwellen direkt ans Ohr weiterzuleiten und hörbar zu machen. Dadurch kann der Arzt verschiedene Geräusche wie Atmung und Herzschlag akustisch wahrnehmen und damit wichtige Hinweise auf den Gesundheitszustand des Patienten erhalten.