Lerntipps fürs Medizinstudium

Fühlt Ihr euch entmutigt, panisch oder gereizt? Angst, Niedergeschlagenheit, Verzweiflung und sogar Wut sind Gefühle, welche häufig als Resultat von sowohl Prüfungs- als auch Erfolgsdruck während eines Studiums entstehen. Der enorme Aufwand, das Pensum an Lernstoff und die Zeitnot verlangen den Studierenden einiges ab. Organisation, anhaltende Motivation sowie Durchhaltevermögen sind gefragt. Dabei ist es besonders im Medizinstudium wichtig am Ball zu bleiben.

Was lange währt… – Dauer, Aufwand und Inhalt vom Medizinstudium

Medizin Terminologie Buch mit Brille

Das Medizinstudium gehört zu den komplexesten Studiengängen. Die Regelstudienzeit beträgt 12 Semester, untergliedert in Physikum (Vorklinik), Hammerexamen (Klinik) sowie praktisches Jahr. Zum Vergleich: Das Erlangen eines Bachelors mit anschließendem Master ist auf 10 Semester ausgelegt. Zudem ist ein enormer persönlicher Einsatz vonnöten, um das Konglomerat aus Zeitmangel, Stoffmenge sowie die variierenden Themen bewältigen zu können.

Vorlesungen, Seminare und Praktika fordern sowohl eine hohe Präsenszeit als auch umfangreiche Vor- und Nachbearbeitungen. Inhaltlich werden verschiedene Themengebiete behandelt. Dazu gehören im ersten Staatsexamen naturwissenschaftliche Disziplinen wie Anatomie, Biologie, Biochemie oder Physik, aber auch die Bereiche Psychologie sowie Soziologie. Das zweite Staatsexamen konzentriert sich grundlegend auf verschiedene Krankheitsbilder und deren Symptome. Neben der theoretischen Auseinandersetzung werden die thematischen Komplexe in die Praxis eingebunden.

Konsequenzen der hohen Anforderungen sind Hürden im Alltag, zum Beispiel Zeit- und Energiemangel. Positives Denken, eine ausgezeichnete, fehlerfreie Organisation sowie anhaltende Motivation scheinen die einzigen Auswege zu sein. Zeigt das bei Euch keine Wirkung? Dann probiert es mit einer effektiveren Gestaltung des Lernprozesses, denn auch diese kann Abhilfe schaffen. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage: Wie in geringer Zeit eine besonders hohe Stoffmenge langanhaltend verarbeitet werden kann?

Lerntipps für das Medizinstudium – So meistert Ihr die Herausforderung

Generell sind innerhalb eines Lernprozesses drei Faktoren ausschlaggebend: Das Aufnehmen sowie Speichern von Informationen, das Verstehen dieser und letztlich sowohl deren Integration in als auch Verknüpfung mit bereits vorhandenem Wissen. Dieser Vorgang ist extrem individuell. Eine Beschäftigung mit Euren eigenen Präferenzen und Fähigkeiten kann dabei helfen den Lernprozess zu verbessern. Als Unterstützung dafür gibt es verschiedene allgemeine Tipps und spezielle Strategien.

Mit einem gut geplanten Lernprozess zum Ziel

Zum einen kann eine Optimierung der persönlichen Organisationhilfreich sein. Dies wird vor allem durch das Erstellen von Zeitplänen sowie das Setzen von Prioritäten erzielt. Wichtig ist, dass Ihr trotzdem flexibel bleibt. Versteift Ihr Euch zu stark auf Eure Planung, kann dies schnell zu Emotionen wie Frustration führen.

Überschaubare Lernperioden und Priorisierung – Die Pomodoro-Technik

Als Unterstützung bei der Planung der Lernslots kann die Pomodoro-Technik angewandt werden. Der Lernprozess wird klassischerweise in Intervalle von 25 Minuten Arbeitszeit mit fünfminütigen Pausen eingeteilt. Nach vier solchen Phasen folgt eine längere Erholungsphase. Die zu erledigenden Aufgaben werden vorher nach Prioritäten sortiert niedergeschrieben. Die Verwendung von To-Do-Listen oder Kalendern ermöglicht eine zusätzliche Strukturierung.

Veranschaulichung der Pomodor-Technik

Wichtig ist sich selbst nicht zu überfordern sowie machbare Tagespläne zu entwickeln. Schafft lieber ein kleineres Pensum und gönnt Euch ein Erfolgserlebnis, als in einer großen Aufgabenmenge zu versinken. Auch ein Herunterschrauben der Selbstansprüche kann förderlich sein. Eine Rücksichtnahme auf die eigene Psyche ist in der Lage euerer Level an Motivation, Energie und Leichtigkeit höher zu halten.

Die Balance zwischen Anstrengung und Regeneration

Die Pomodoro-Technik weist bereits darauf hin, wie wichtig Pausenphasen während des Lernens sind. Ähnlich der Work-Life-Balance spielt das Gleichgewicht zwischen den Lerneinheiten und der Freizeit eine enorme Rolle. Sowohl Ausgleichaktivitäten, zum Beispiel Sport, als auch das bewusste Entspannen oder kleine alltägliche Aktivitäten sind wichtige Helfer in einem individuellen Lernprozess. Wenn euch das Abschalten schwerfällt, könnt Ihr beispielsweise auf Meditationen oder Atemübungen zurückgreifen. Sehr wichtig ist außerdem das regelmäßige und ausreichende Schlafen, damit das Gelernte effektiv verarbeitet werden kann.

Der Lernspot – Abschottung und Wohlbefinden sind gefragt

Die Gestaltung der persönlichen Lernumgebung ist essenziell für erfolgreiches Lernen. Der Raum sollte das eigene Wohlbefinden fördern sowie positiv gestaltet sein. Faktoren bei der Auswahl sind unter anderem Helligkeit, Frischluftzufuhr und Geräuschpegel. Alle notwendigen Materialien, Getränke sowie energieliefernde Snacks sollten bereitgehalten werden.

Ablenkungen, vor allem das Handy, sind weitestgehend fernzuhalten. Wer das Mobiltelefon nicht in einem anderen Raum zurücklassen möchte, kann auf den Flugmodus oder sogenannte Konzentrations-Apps zurückgreifen. Zu letzteren zählt unter anderem die App Forest, welche es ermöglicht, das Handy für einen selbstgewählten Zeitraum stillzulegen und stattdessen einen Baum auf dem Display wachsen zu lassen. Dieser stirbt, wenn ihr die Ruhephase vorzeitig beendet.

Die Lerntypen – Persönliche Lerntechnik gesucht

Neben diesen allgemeinen Unterstützungen können Euch spezielle Strategien, wie die sogenannten Lerntypen, helfen. Diese entstehen durch das Abzeichnen von Mustern während der Informationsaufnahme. Es kursieren verschiedene Formen. Die Lerntechniken unterscheiden sich nach der Art und Weise der Wissensverarbeitung. Im Folgenden werden vier von ihnen vorgestellt: die visuelle, auditive, haptische sowie kommunikative Variante.

Auge für den visuellen Lerntyp

Lernen auf einen Blick– Der visuelle Lerntyp

Das visuelle Lernen konzentriert sich auf das Sehen. Lesen, Anschauen und Beobachten können zu einer verbesserten Aufnahme von Fakten führen. Zudem sind Visualisierungen oder grafisch strukturiertes Lernmaterial von Vorteil. Dafür kann der Lerner sein Wissen unter anderem in Mindmaps, Tafelbildern, Lernblättern oder auf Karteikarten zusammenfassen. Überdies ist die Entwicklung eines Farbsystems sowie anschließende Textmarkierungen ein probates Mittel. Auch filmische Veranschaulichungen, wie Erklärvideos oder Dokumentationen, können das Lernergebnis verbessern.

Ohr für den auditiven Lerntyp
Die Ohren sind der Schlüssel – Der auditive Lerntyp

Der auditive Lerntyp integriert Wissen am besten über das Hören. Sein Potential wird über Vorträge, mündliche Erläuterungen, lautes Vorlesen sowie das eigene Verbalisieren gesteigert. Dabei unterstützen kann die Aufnahme von Nachrichten auf dem Mobiltelefon oder alternativ einem Diktiergerät. Diese können immer wieder abgespielt sowie als Möglichkeit der Zusammenfassung verwendet werden. Überdies sind Videos auch für das auditive Lernen lohnend.

Figur in Bewegung für haptischen Lerntyp
Immer in Bewegung bleiben – Der haptische Lerntyp

Praktische Tätigkeiten und das Anfassen von Gegenständen während des Lernens helfen den haptischen Lernern bei einer leistungsfähigeren Verarbeitung von Informationen. Zu Grunde liegt das Greifbarmachen von Zusammenhängen sowie deren Verbindung mit individuellen Aktivitäten. Genutzt werden sowohl Bewegungsabläufe als auch einzelne Bewegungen.

Sprechblase für kommunikativen Lerntyp
Andauernd diese Diskussionen – Der kommunikative Lerntyp

Der kommunikative Lerntyp benötigt für eine gesteigerte Durchdringung von Sachverhalten den Austausch mit anderen. Hilfreich sind gegenseitige Erklärungen sowie Fragen, das Halten von Vorträgen sowie die Durchführung von Diskussionen. In diesem Fall können Lerngruppen besonders förderlich sein. Zu beachten ist das Einhalten einer überschaubaren Gruppengröße und eine konzentrierte Arbeitsweise aller Mitglieder.

Jetzt seid Ihr dran – Welche Strategie ist Eure?

Die Einteilung der Lerntechniken folgt keinen festen Grenzen. Es gibt weder empirische Belege noch eine Garantie. Mischformen existieren nicht selten, sodass das Ausprobieren der verschiedenen Herangehensweisen unabdingbar ist, um das geeignete für einen selbst zu finden. Überdies spielen die Faktoren Fach, Thema sowie Anforderungsniveau eine Rolle.

Lernposter, anatomische Modelle, Eselsbrücken oder Apps – Lernhilfen für das Medizinstudium

Wenn Ihr die Ausrichtung Eurer Eigenen Strategie gefunden habt, können zusätzliche Hilfen das Erlernen der hohen Menge an benötigtem Faktenwissen voranbringen. Zugeschnitten auf die Anforderungen eines Medizinstudiums gibt es sowohl analoge als auch digitale Unterstützungen für ein effektives Lernen. Gefordert ist dies besonders in den Bereichen der medizinischen Grundlagen, Terminologie und Anatomie.

Medizinische Lernposter – Das Allround-Talent

Anatomische Lehrtafeln eignen sich vor allem für das Erlernen von Anatomie sowie Terminologie während des Medizinstudiums. Sie sind zugeschnitten auf unterschiedliche Kernthemen. Dazu gehören die Knochen, verschiedene Systeme, zum Beispiel die Muskulatur und das Gefäß- oder Nervensystem, die Gelenke sowie die Organe. Zusätzlich gibt es Modelle, welche sich mit bestimmten Anwendungen, beispielsweise der Akupunktur, auseinandersetzen.

Die Lehrtafeln dienen der Veranschaulichung von Aufbau, Begrifflichkeiten und Zusammenhängen ausgewählter Sachverhalte. Besonders die realitätsnahen, farbigen Abbildungen fördern das Verständnis. Die Bezeichnungen sind in drei Sprachen aufgeführt: Deutsch, Englisch sowie die, für die Terminologie benötigten, lateinischen Fachausdrücke. Zudem ist das Lernposter mit einem Format von 20 x 100 cm groß und übersichtlich gestaltet. Mit seiner Aufhängung kann es einfach an einer beliebigen Wand befestigt werden. Ein näheres Herantreten ist aber aufgrund der kleinen Schrift vonnöten.

Die Poster zum Lernen sind ein echtes Multitalent, da sie flexibel als Unterstützung der verschiedenen Lernstrategien eingesetzt werden können. Sie helfen mittels der realistischen Darstellungen vor allem den visuellen Lernern. Mit etwas Einfallsreichtum können die Lehrtafeln aber auch für die übrigen Lerntechniken fruchtbar sein. In der kommunikativen Variante können sie zum Beispiel als Grundlage für eine gemeinsame Diskussion fungieren. Ähnlich kann der auditive Lerntyp das Gesehene als Basis für seine eigenen Erläuterungen verwenden. Die freie Platzierbarkeit ermöglicht den haptischen Lernern die Poster in ihre benötigten Bewegungsabläufe zu integrieren.

Anatomische Modelle – Die Lösung für den haptischen Lerner

Anatomische Modelle sind die optimalen Assistenten für den haptischen Lerner. Die realitätsnahen Nachbildungen des menschlichen Körpers, darunter Knochen und Organe, ermöglichen eine praktische Handhabung. Überdies ermöglichen Varianten wie der Hautnaht Trainer, eine Nachbildung der menschlichen Haut zum Üben verschiedenster Nahtformen, und das Wundensemulations-Set, zum Wiederholen von Bandagieren sowie Schienen, das Wissen über die eigenen Tätigkeiten zu verinnerlichen.

Da sie die Sachverhalte stark veranschaulichen sind die anatomischen Modelle, neben dem haptischen Lerntyp, ebenfalls für visuell Lernende geeignet. Im Fall der auditiven oder kommunikativen Methode können die Nachbildungen als Basis für anschließende Verbalisierungen genutzt werden.

Mit Kreativität an den Lernprozess – Eselsbrücken und individuelle Verknüpfungen

Auch Eselsbrücken und Querverbindungen vereinfachen das Erfassen von Faktenwissen. Die Hilfen können zum einen von Euch selbst entwickelt werden, sodass Eure Eigene Kreativität mit in den Lernprozess einfließt. Zum anderen gibt es Online-Sammlungen, Bücher sowie Apps, welche eine Auswahl bereitstellen.

Das eigene Ausarbeiten ist jedoch erfolgsversprechender beim Einprägen der Verknüpfungen. Wer sich mit der Bildung von eigenen Eselsbrücken schwer tut, kann mit einigen Hinweisen Abhilfe schaffen. Das Konzentrieren auf persönliche Assoziationen, gerade den ersten Einfall, ist von Vorteil, da so direkte Verbindungen zu dem bereits vorhandenen Wissen oder der individuellen Denkweise aufgebaut werden. Besonders witzige oder schockierende Assoziationen regen die emotionale Seite des Gehirns an und erleichtern das Einprägen. Überdies sind die Kopplung mit Geschichten und Bildern, das Verwenden von Reimen sowie die Nutzung von Anfangsbuchstaben hilfreich bei der Bildung eigener Lernhilfen. Der Trick mit den Anfangsbuchstaben ist besonders für die im Medizinstudium geforderten Aufzählungen in bestimmten Reihenfolgen geeignet.

Hilfe ich brauche eine App! – Die digitalen Helfer

Ob Nachschlagen, Selbsttest oder Erstellen von Karteikarten unterschiedliche Apps bieten digitale Unterstützungdabei. Einige von ihnen sind kostenpflichtig, andere sind kostenfrei. Das medizinische Onlinelexikon DocCheck Flexikon ermöglicht unter anderem die Einbettung, Kontextualisierung sowie Visualisierung von Wissen. Die App Buffl spricht verschiedene Lerntypen an. Generell dient sie der Erstellung von digitalen Karteikarten, welche auch offline und somit mobil genutzt werden können. Zudem besteht die Möglichkeit sie mit Freunden zu teilen. Bei einer Nutzung mittels des Smartphones ist die App sogar in der Lage Gesten während des Lernens zu verarbeiten. Außerdem wird die Lernleistung der Nutzer erfasst sowie ein Feedback abgegeben.

Die Amboss-App – Der ideale Partner für das Medizinstudium

Die App Amboss vereint Nachschlagewerk und Selbsttests. Entwickelt von drei ehemaligen Medizinstudenten, ist sie ein optimaler Gefährte für das Überstehen des Staatsexamens.

Amboss präsentiert das Wissen kompakt und liefert fachübergreifende Kontextualisierungen. Dabei liegt die Konzentration auf dem Wesentlichen. Gleichzeitig wird aber auch das Abrufen von zusätzlichen Fakten ermöglicht.

Smartphone mit App zum Medizin lernen

Das zur Verfügung gestellte Fachwissen wird regelmäßig aktualisiert. In ihrer Vermittlungsstrategie berücksichtigt die App unterschiedliche Lerntechniken. Sie bietet unter anderem Abbildungen, Erklärvideos sowie Auditor-Folgen, eine Mischung aus Podcast, Video und Quiz, an. Mittels Multiple-Choice Tests besteht die Option für die Nutzer sich selbst zu testen.

Amboss ist kostenpflichtig. Verschiedene Universitäten besitzen jedoch Campus-Lizenzen, um ihren Studierenden die App kostenlos zur Verfügung stellen zu können.

Nicht verzagen, Lernhilfen fragen!

Bevor Ihr also vor lauter Angst, Verzweiflung oder Wut nicht mehr weiterwisst, nutzt die Individualität des Lernens und probiert Euch aus. Mit einfachen Mitteln könnt Ihr Euren Lernprozess effektiver gestalten, um Euch nicht in Motivationslöchern sowie pessimistischen Denken zu verlieren. Mit den passenden Lernhilfen kann nicht nur der Erfolg, sondern auch der Spaßfaktor gesteigert werden. Eure Herangehensweise bleibt positiv und Eure Motivation aufrecht. Es ist für jeden Typ etwas dabei, sodass jedes Studium, auch das der Medizin, machbar wird.